Meditation und Männlichkeit

Klischees und die Balance zwischen Venus und Mars

 

Da bestehen mit Sicherheit und nicht ganz zu Unrecht einige Klischees. Der Meditation haftet ja der Nimbus des Esoterischen an und des Gefühlsbetonten. Also auf den ersten Blick typisch weibliche Zuschreibungen. Doch wer sich nicht zur Gänze gegen Bildung sträubt, darf einmal den eigentlichen Wortsinn von „esoterisch“ unter die Lupe nehmen. „Esos“ im Altgriechischen kann der Bedeutung „innen“ oder „von innen“ zugeordnet werden. Also im Kontext der Meditation beschreibt dies einen Zugang zu uns selbst, unserem Innenleben. Damit beschäftigen sich doch normalerweise nur die Frauen, oder?

Männer hingegen scheinen esoterisch unterversorgt. Und da wären wir wieder bei Klischees. Der typische Mann: Biertrinker, Fußball- und Formel 1 - Fan, Griller und PS- Freak. Und wenn etwas von innen kommt, dann hängt dies zumeist mit dem eben konsumierten Bier zusammen. Doch, um Persönlichkeiten zu zitieren, so sind wir (Männer) nicht - nicht nur. Denn ich kenne eine ausreichende Anzahl an männlich wirkenden Männern, die diesen Gemeinplätzen diametral entgegengesetzt leben. Und zwar in jeder erdenklichen Alterskohorte. Und die auch widersprechen würden. Denn sie reflektieren ihr eigenes Tun und Sein. Und dies nicht einmal deshalb, weil sie die oben zitierten Klischees hinterfragen wollen. Sondern weil sie einfach das Leben anders sehen und anders gestalten wollen. Eine „Neue Männlichkeit“ verkörpern.

Sensitivität gegenüber Menschen und der Natur stehen ebenso hoch im Kurs wie das Interesse an der eigenen Entwicklung. Und zwar nicht nur der im beruflichen Umfeld und mit Blick auf die klassische Karriereleiter. Sondern mit einem Feeling für sich selbst, wie berufliches Interesse mit persönlichem Wohlbefinden und ebensolcher Gesundheit in Einklang gebracht werden können. Familie und Freundschaften inklusive.

Meditations-Angebote werden überwiegend von Frauen in Anspruch genommen. Diese Erfahrung habe ich selbst gemacht. Und durch diese quantitative Dominanz entsteht bei solchen Zusammenkünften auch eine derartig weiblich geprägte Schwingung inklusive Themen-Setting, von dem sich Männer, vorsichtig ausgedrückt, nicht unbedingt immer angezogen fühlen. Dies ist für mich nachvollziehbar, jedoch schade.

Daher möchte ich verstärkt auf diese „Neue Männlichkeit“ und ihre Themen eingehen. Mit ausgewogener Themensetzung und einer Balance zwischen Venus und Mars. Schon wieder zwei Klischees. Doch das sollte schließlich auch für Frauen interessant sein. Denn wie lässt Schiller sein Drama „Die Räuber“ ausklingen? „Dem Manne kann geholfen werden.“

Trotzdem bleiben wir Männer. Als Fans von beispielsweise Geschwindigkeit lassen wir den Porsche hinter uns und erfreuen uns an selbst verursachtem Speed mit einem Gravel Bike. Beethoven und die Stones hören wir lieber als Meditationsmusik. Und ein Glas Rotwein am Abend gewinnt locker gegen eine Schale Grüner Tee.